Jens Pepper: Als ich vor einigen Jahren Ihr Buch „AIDS in Odessa“ kaufte und darin über die Schicksale aidskranker Menschen in der Schwarzmeerstadt las, die sie dort trafen, und die einfühlsamen Fotografien sah, die sie in dem Band zeigen, war ich zutiefst berührt. Das geschieht mir wahrlich nicht oft, dass ein Fotobuch mich derart bewegt. Aber „AIDS in Odessa“ gehört dazu. Vielleicht liegt es daran, dass ich eine gewisse Affinität zu Osteuropa habe; ganz gewiss aber liegt es an der Art, wie sie die Menschen dort mit der Kamera begleitet und portraitiert haben: in ihrem privaten Umfeld, in glücklichen und traurigen Momenten. Alles wirkt sehr unaufdringlich, so als ob eine enge Freundin den Alltag mit der Kamera begleitet. Ganz offensichtlich haben sie das Vertrauen der Portraitierten genossen, dass es ihnen ermöglichte, diese emotionsbeladenen Bilder zu schaffen.
Als das Buch dann erschien, da waren einige dieser Menschen bereits ihrer Krankheit erlegen. Wie sind sie damals mit dieser Tatsache umgegangen? Waren sie erschüttert? Haben sie vielleicht Trost darin gefunden, dass sie diesen Männern und Frauen mit ihren Fotos eine Art Denkmal gesetzt haben?

Andrea Diefenbach: Drei der Menschen, die ich begleitet habe starben schon während der Zeit, in der ich in Odessa gelebt und fotografiert habe. Bei meinem Besuch ein Jahr später waren noch einige mehr gestorben und ich habe nur noch die Angehörigen getroffen. Ich denke, das hat sicher beim Verstehen und später dann Verarbeiten geholfen – einfach dass es nicht völlig abstrakt geblieben ist. Traurig war ich natürlich, erschüttert oder überrascht aber nicht – es ist Teil von dem was ich erlebt und fotografiert habe. An ein Denkmal habe ich nie gedacht, allerdings ist es mir schwer gefallen, die Bilder in einem Magazin anzuschauen – im Buch sind sie irgendwie „geschützter“.

Jens Pepper: Wenn man so tief in das Leben anderer Menschen eintaucht, auch wenn diese aus vollkommen anderen sozialen Umfeldern kommen als man selbst, entstehen da bleibende Kontakte? Wissen sie, was mit den Überlebenden und mit den Familien bis auf den heutigen Tag los ist?

Andrea Diefenbach: Nein, bei den letzten drei Überlebenden weiß ich es leider nicht mehr. Mein Übersetzer und auch zwei andere Kontaktpersonen sind nach Kiev gezogen, da hat sich alles verlaufen. Mit den Familien aus meinem Buchprojekt „Land ohne Eltern“ versuche ich den Kontakt zu halten. Auch da bin ich einfach in den meisten Fällen auf Übersetzer angewiesen, das macht es immer ein bisschen komplizierter.

Jens Pepper: Welche Rolle spielt die Fähigkeit zur Empathie, um eine Reportage wie „Aids in Odessa“ machen zu können?

Andrea Diefenbach: Ich glaube schon, dass sie eine Rolle spielt; ich zumindest könnte ein solchen Thema nicht anders fotografieren. Mir war es immer wichtig, dass Menschen mir vertrauen können – ich versuche ja das Große am Kleinen zu erzählen – also in diesem Fall die Aids Epidemie an wenigen Einzelschicksalen. Ich denke, das funktioniert nur durch die Nähe zu den Menschen.

Jens Pepper: Auch für ihr Projekt „Land ohne Eltern“ haben sie sich ein osteuropäisches Land ausgesucht, in diesem Fall Moldawien. Wie hat sich ihr Interesse an Osteuropa entwickelt?

Andrea Diefenbach: Eigentlich sage ich immer, es war Zufall und das stimmt auch – ich habe in Odessa ausschließlich wegen dem Thema fotografiert. Ich war so überrascht, dass es innerhalb Europas eine Aidsepidemie gibt, dass ich das unbedingt fotografieren wollte. Im Anschluss wurde ich dann von Magazinen vorwiegend nach Osteuropa geschickt, so kam ich 2007 auch zum ersten Mal für eine Magazingeschichte nach Moldawien …
Allerdings hatte ich schon vorher eine Affinität zu Osteuropa – 1993 hat mein Vater eine Weile in einem ukrainischen Dorf gearbeitet und ich habe ihn dort besucht und 2000 war ich zum ersten Mal im Urlaub in Rumänien. Ich mochte und mag es dort.

Jens Pepper: Die Intensität, die ihre in Bücher gefassten Reportagen haben, lässt sich nicht mit Stippvisiten bei den Portraitierten erreichen. Sie sagten ja auch bereits, dass sie beispielsweise eine Weile in Odessa gelebt haben, um an ihrer Aidsreportage arbeiten zu können.
In Moldawien waren sie zunächst aufgrund eines Magazinauftrags. Entschliessen sie sich während solcher Auftragsreisen, einzelne Themen, die sie erstmals für ein Magazin behandelt haben, auf eigene Faust mit weitergehenden Recherchen fotografisch zu vertiefen, also mit mehr Zeit und auch auf eigene Kosten, oder mithilfe eines Stipendiums? Wie ist beispielsweise die Idee zu „Land ohne Eltern“ entstanden? War das zunächst auch ein Auftrag, oder kam ihnen die Idee zu diesem Projekt während eines Auftragsthemas vor Ort?

Andrea Diefenbach: In Moldawien war ich für eins der beiden damals üblichen Themen, über die westliche Medien berichtet haben, nämlich Organ- und Frauenhandel. Ich war für zehn Tage dort, um für ein deutsches Frauenmagazin eine Reportage über Frauenhandelsopfer zu fotografieren. In Gesprächen habe ich dann erfahren, wie viele Kinder alleine aufwachsen, weil ihre Eltern versuchen im Ausland Geld zu verdienen und habe beschlossen, das als eigenes Projekt zu verfolgen. Daran gearbeitet habe ich dann über zwei Jahre – anders als in Odessa, wo ich zehn Wochen gewohnt habe, bin ich nach Moldawien und Italien – das Land im Westen, in das die meisten Moldauer emigrieren – immer wieder gefahren, jeweils für etwa drei Wochen. Ich hatte Glück, dass ich das Projekt weitestgehend durch zwei Stipendien – den Wüstenrot Dokumentarfotografie Förderpreis und das Grenzgänger Programm der Robert Bosch Stiftung – finanzieren konnte.

Jens Pepper: Genau so wie schreibende Journalisten eine finanzielle Absicherung benötigen, wenn sie mit einer Recherche ausführlich in ein Thema eintauchen wollen, so benötigen sie als Reportagefotografin idealerweise entweder einen anständig bezahlten Magazinauftrag oder aber ein Stipendium, dass ihnen die Möglichkeit gibt, sich, ohne selbst finanziell in Schwierigkeiten zu geraten, tiefschürfend mit einem Thema auseinanderzusetzen.
Nun wissen wir, dass immer mehr Redaktionen ihre Budgets zusammenstreichen und auch für Bildjournalisten die goldene Zeit, wie sie beispielsweise Robert Lebeck so wunderbar in seiner Autobiografie beschrieben hat, vorbei ist.
Immer mehr Fotografen fahren inzwischen auf eigene Rechnung an Orte, von denen sie berichten wollen, auch in Kriegsgebiete. Ihre Reportagen versuchen sie dann an Bildagenturen, Zeitungen und Zeitschriften zu verkaufen. Das sind keine gute Arbeitsbedingungen, insbesondere im Hinblick auf all die Geschehnisse, über die wir gerne jederzeit informiert sein möchten. Stipendien können diese fehlende Finanzierung auch nur sehr begrenzt auffangen. Wie stellt sich diese Situation für sie dar? Gehen sie manchmal in finanzielle Vorleistung, um ein ihnen wichtiges Thema anzupacken? Und was ist dann ihre Motivation?

Andrea Diefenbach: „Aids in Odessa“ habe ich komplett selbst finanziert, allerdings war das auch meine Diplomarbeit. „Land ohne Eltern“ war zu großen Teilen durch Stipendien vorfinanziert – allerdings kann ich nicht sagen wie groß die Teile waren, ich rechne da nicht nach. Die Motivation für mich ist, die Geschichte zu erzählen und ein eigenes Projekt zu fotografieren, und das möglichst gut. Ich denke, wenn man es gut macht, zahlt es sich später irgendwann aus, zumindest war es bei mir so – sei es, dass man dann doch Geld verdient mit den Bildern oder plötzlich Türen aufgehen, hinter denen man dann Geld verdienen kann.
Mich interessieren die eigenen Projekte aber auch schlichtweg am meisten – auch wenn ich derzeit zwischen Brotjobs, Lehre und meinem Leben als Mutter viel weniger dazu komme.

Jens Pepper: Sie interessieren sich vor allem für soziale Themen, die sie anhand von Portraits einzelner Menschen und ihrer Umgebung verbildlichen. Sie wollen Gegebenheiten erhellen, die nicht zu unserer täglichen Wahrnehmung gehören, die uns in ihrer Tiefe und Dramatik, aber auch in ihrer Schönheit nicht so geläufig sind. So wie ich es sehe, gibt es zwei Arbeitsstränge, die sie verfolgen.
Mit „Aids in Odessa“, „Land ohne Eltern“, aber auch mit den Fotografien von an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose erkrankten Männern, Frauen und Kindern führen sie die Betrachter zu Menschen, die es im Leben nicht leicht haben, von denen viele Unterstützung benötigen, die eine Art Überlebenskampf führen und Hoffnung auf ein besseres, weniger beschwerliches Leben haben.
Mit ihren Portraits von Bewohnern eines jüdischen Altersheims in Frankfurter am Main sowie den Fotografien von Rabbinerfrauen zeigen sie uns, dass es siebzig Jahre nach dem Holocaust wieder ein alle Generationen umfassendes jüdisches Leben in Deutschland gibt. Es ist beinahe so, als ob sie hier, wenn ich parallel dazu auf die Reportagen in Osteuropa oder über die Mokoviszidoseerkrankten schaue, so etwas wie einen Hoffnungsschimmer aufzeigen wollen. Seht her, irgendwann ist der schlimmste Horror überwunden, irgendwann kehrt die Normalität zurück.

Andrea Diefenbach: Um ehrlich zu sein, ist mir das so gar nicht aufgefallen, aber es klingt sehr schön.
Es ist glaube ich vor allem ein Interesse für Randgruppen der Gesellschaft, für gesellschaftliche Phänomene, für andere Menschen. Die „Rabbinerfrauen“ und das“ Jüdische Altenheim“ sind für ein Gemeinschaftsprojekt über jüdisches Leben in Deutschland entstanden, das war der Ursprung. Bei den Rabbinerfrauen hat mich besonders interessiert, was Frauen zu so einem starken Glauben bewegt, dass sie ihr Haar bedecken, und ihre Knie und Ellenbogen, ein Kind nach dem anderen bekommen – und dann ausgerechnet nach Deutschland ziehen, um eine jüdische Gemeinde aufzubauen. Die beiden Geschichten über Jan und Berit, die an Mukoviszidose erkrankt waren, sind auch für ein Buch entstanden. Bei der Arbeit an diesem Projekt habe ich verstanden, dass ich das ganz gut kann: nah am Menschen fotografieren. Dieses Bewusstsein hat mich dann sozusagen nach Odessa gebracht.

Jens Pepper: Sie hatten, bevor sie von 2000 bis 2006 an der Fachhochschule Bielefeld studiert haben, bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung als Fotografin und waren auch schon berufserfahren. Was hat sie damals bewogen als fertige Fotografin nun auch noch ein zeitaufwendiges Studium zu beginnen?

Andrea Diefenbach: Ich wollte mit 15 schon Fotografin werden, ganz klassich habe ich in der Dunkelkammer meines Opas angefangen. Allerdings hatte ich keine Ahnung wie. Nach zwei langen Reisen nach dem Abi habe ich eine Ausbildung bei einem Werbefotografen gemacht und im Anschluss sogar dort im Studio erstmal festangestellt, dann als freie Assistentin für andere Werbefotografen gearbeitet und zusätzlich in einem Design Büro ausgeholfen. Nach einer Weile kam trotz der vielen Arbeit und des vielen Geldes das Gefühl auf, das kann nicht alles sein, und so habe ich 2000 begonnen an der Fachhochschule Bielefeld zu studieren. Dort habe ich dann beinahe ausschließlich Kurse in Dokumentarfotografie und Fotojournalismus besucht. Verrückterweise habe ich schon für die Bewerbungsmappe eine Gruppe rumänischer Bauarbeiter bei der Arbeit und in ihren Containern begleitet – weil ich mir die Frage gestellt habe, wie leben sie dort, so fern ihrer Familien und Heimat.

Jens Pepper: Wie wichtig ist Ihnen das Gespräch mit den Menschen, die sie in ihren großen Bildserien portraitieren?

Andrea Diefenbach: Sehr wichtig. Erstens interessieren sie mich und ich will sie kennenlernen. Zweitens sind die Bilder nicht inszeniert. Das heißt, um die Bilder so beobachtend machen zu könne, müssen die Menschen mir vertrauen. Und das bedeutet, dass wir uns vorher schon kennenlernen müssen.

Jens Pepper: Gab es Vorbilder, die sie inspirierten, als sie den Entschluss fassten, in Bielefeld fast ausschließlich Kurse in Dokumentarfotografie und Fotojournalismus zu belegen?

Andrea Diefenbach: Ich muss gestehen, leider nein. Diane Arbus, Robert Frank, Gary Winogrand …, ich habe sie alle erst im ersten Semester kennengelernt.

Jens Pepper: Gar keine Vorbilder? Auch vorher, als sie die Lehre gemacht haben, hat es niemanden gegeben, den sie im Kopf hatten, dessen Fotos ihnen gefallen haben? War es also wirklich die Erfahrung mit der ersten Kamera und der Dunkelkammer beim Opa, die sie zur Fotografie als Beruf gebracht hat, also das Medium an sich?

Andrea Diefenbach: So habe ich nie darüber nachgedacht, aber ich denke es stimmt. Ich kannte Gisele Freund und Henri Cartier Bresson. Als Vorbilder würde ich sie nicht direkt bezeichnen, aber als Einflüsse. In der Lehre habe ich mich aber wirklich vor allem mit dem beschäftigt, was wir da taten: Stilllife und Modekataloge fotografieren. Meistens auf Dia.

Jens Pepper: Da sie an der Fachhochschule in Bielefeld Fotografie studiert haben, gehören sie automatisch zur sogenannten Bielefelder Schule, die erst im vergangenen Jahr in einer umfangreichen, von Enno Kaufhold kuratierten Ausstellung vorgestellt wurde. Mit Bielefelder Schule etikettiert wird aber nun ein jeder, der in den vergangenen fünfzig Jahren dort seinen Abschluss gemacht hat. In der Ausstellungsankündigung wird diese Schule dann auch wie folgt beschrieben; ich zitiere mal: „Arbeiten und Bildergebnisse der „Bielefelder Schule“ beruhen auf Prinzipien des Dialogs und der Interdisziplinarität im Zusammenhang mit außerfachlichen Fragestellungen und Zielsetzungen“. Das ist für mich eigentlich schwammig formuliertes Bla Bla, ein Versuch sich mittels eines Labels Aufmerksamkeit zu verschaffen. Braucht die Fachhochschule Bielefeld so etwas? Wie stehen Sie zu dieser Einordnung, der sie damit automatisch unterliegen?

Andrea Diefenbach: Ich kann eigentlich ganz gut damit leben, nun Teil der Bielefelder Schule zu sein, die für mich zugegebenermaßen zuvor auch eher für Gottfried Jäger und die Generative Fotografie stand. Ich denke eine Besonderheit in Bielefeld ist, dass die Schule die ganze Bandbreite der Fotografie fördert und keine formalen oder thematischen Schranken setzt. Dies hat zur Folge, dass sie sich nicht in „einer“ Bildsprache ausdrückt, sondern in der Schulung von Haltungen zur Welt und zur Fotografie. Auch die Theorie hat in Bielefeld ja einen vergleichsweise hohen Stellenwert, was man ja auch an den Themen der Bielefelder Fotosymposien ablesen kann. Ich habe diese Offenheit sehr genossen und habe mich für einen Weg entschieden, der zunächst einmal in den Bereich der dokumentarischen / journalistischen Fotografie anzusiedeln ist.
Doch gerade in letzter Zeit werde ich vermehrt zu Vorträgen von Soziologen auf Konferenzen und Veranstaltungen eingeladen und mir ist noch einmal aufgefallen, dass mich in meiner Arbeit Themen interessieren, die ja auch Sozial- und Kulturwissenschaftler beschäftigen. Und ich denke, genau so etwas ist mit „Dialog und Interdisziplinarität“ gemeint: das Interesse und die Fähigkeit über Themen mit Hilfe der Fotografie in Kontakt zu kommen und Beiträge zu Diskursen zu leisten.

Jens Pepper: Inzwischen arbeiten sie selbst als Dozentin und geben Workshops. Was möchten sie ihren Studenten vermitteln? Was ist für sie das A und O, das ein junger Fotograf, eine junge Fotografin können und / oder beherzigen sollte?

Andrea Diefenbach: Ich versuche den Studenten meine Freude an der Fotografie zu vermitteln, aber auch das harte Arbeiten für die Fotografie und für ein gutes Bild. Zumindest an der Hochschule bin ich, glaube ich, eine eher strenge Lehrerin. Ich denke, das Wichtigste ist, sich kennenzulernen, zu wissen was man am besten kann, was man will und wie man am besten mit dem Markt, egal mit welchem, sei es der Kunstmarkt, die Magazinwelt, die Werbung, die Fotobücher etc., klar kommt.
Meine Erfahrung gerade bei Langzeitprojekten ist, dass der lange Atem einfach nötig ist, und eine gewisse Hartnäckigkeit. Manchmal denke ich, allein das unterscheidet die erfolgreichen von den weniger erfolgreichen Fotografen. Die Erfolgreichen gehen immer wieder hin und versuchen einen Weg zu finden, um ihre Bilder zu machen. Und später verstehen sie, dass Fotografie eigentlich nur ein kleiner Teil des Jobs ist und versuchen, auch den ganzen Rest zu beherrschen und Spaß daran finden: z.B. die Recherche oder die Genehmigungen vorher. Danach das in die Welt tragen des Projekts. Da versuche ich zu ermuntern.

Jens Pepper: Ihr Lebenspartner Heinrich Völkel ist ebenfalls Dokumentarfotograf. Gibt es da auch mal gemeinsame Fotoprojekte, oder verfolgt jeder nur seine eigenen Ideen?

Andrea Diefenbach: Wir haben schon Jobs zusammen gemacht oder assistieren uns gegenseitig, aber Projekte verfolgen wir jeweils allein. Unser grundsätzliches Interesse an der Welt, an Geschichten oder Phänomenen ist sehr ähnlich. Ich interessiere mich jedoch mehr für Menschen, er für Architektur. Das wäre die ganz platte Unterscheidung. Vielleicht wird es irgendwann zu Überschneidungen kommen oder gar eine Zusammenarbeit geben, das will ich nicht ausschließen. Bisher ist es für uns beide jedoch richtiger alleine zu arbeiten.

Jens Pepper: An was für einem Fotoprojekt arbeiten Sie denn aktuell?

Andrea Diefenbach: Eigentlich an zwei: ein thematisch viel freieres in Moldawien und ein weiteres in Deutschland. Es beschäftigt sich im weitesten Sinne mit Mutterschaft. Mehr möchte ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht verraten.


Das Gespräch wurde im Frühjahr 2015 via Email geführt.

Frau Goldmann, aus der Serie Jüdisches Altersheim
HerrTabakov, aus der Serie Jüdisches Altersheim
Andrea Diefenbach - Foto: Heinrich Völkel

Andrea Diefenbach – Foto: Heinrich Völkel

Andrea Diefenbach wurde 1974 in Wiesbaden geboren, wo sie auch heute noch lebt. Seit sie sich 2003 als Dokumentarfotografin selbständig gemacht hat, hat sie mehrere international stark beachtete und prämierte Bildserien geschaffen und zahlreiche Ausstellungen und Veröffentlichungen gehabt. Sie arbeitet auch als Dozentin für Dokumentarfotografie.

www.andreadiefenbach.com