Aus der Serie "Every time I see you, punk ..." von Calin Kruse

Aus der Serie „Every time I see you, punk …“ von Calin Kruse

Jens Pepper: Du hast gerade eine Ausstellung mit eigenen Fotografien unter dem Titel „Dunst“ in der Fotografischen Gesellschaft Trier eröffnet. Was zeigst du dort?

Calin Kruse: Die Ausstellung findet in der Tuchfabrik Trier statt, die Fotografische Gesellschaft ist der Veranstalter. Ich zeige dort Ausschnitte aus insgesamt vier Serien: „No Real Time Info Available“, (das Buch dazu ist gerade erschienen), „Fumoir“, (auf goldenem und metallischem Papier geprintet), „Darkest“, (auf silber-metallischem Papier), und „Alles“, (wovon online noch nichts zu sehen ist).

Jens Pepper: Kannst Du mir etwas zu diesen Serien sagen? Wovon handeln sie, wie funktionieren sie miteinander, wenn sie das überhaupt sollen?

Calin Kruse: Der Untertitel der Ausstellung ist „Bilder vom Rausch (Dunkelheit, Intimität, Staub, Instinkt, Gewalt)“. Die Serien haben untereinander nichts miteinander zu tun, aber alle etwas mit mir, mit einem bestimmten Gefühl und gewissen Dingen, die in mir vorgehen. Sie zeigen einerseits die „dunkle Seite“; wobei diese nicht negativ sein muss. Die ist einfach da. Und andererseits Nähe, Sex, Exzess und ein Sich-Fallenlassen.

Jens Pepper: Ich kenne deine Fotos bisher nur durch das Internet und durch Publikationen, aber ich hatte in der Tat das Gefühl, dass es sich dabei häufig um sehr persönlich geprägte Aufnahmen handelt, um Impressionen des eigenen Seins. Nicht in der Art wie beispielsweise die Fotos von Nan Goldin, sondern mit einem romantischen Unterton. Das sehe ich derzeit häufiger, vor allem bei jüngeren Fotografen, und hier wiederum vor allem bei Fotografinnen. Entwickelt sich da eine neue selbstreferentielle Fotografie? Entsteht da gerade ein neuer Trend?

Calin Kruse: Das Wort „Trend“ ist nicht unbedingt positiv, aber was mich betrifft: ich fotografiere sehr instinktiv und intuitiv, und nur das, was mich persönlich interessiert. Ich fotografiere übrigens auch Nazis, Landschaften und Tierteile. Die Technik interessiert mich dabei kein bisschen. Ich weiß nicht einmal, wie meine Kamera heißt. Es muss sich für mich gut anfühlen. Ich schaue in dieser Hinsicht nicht nach links und rechts.

Es ist ganz einfach: Natürlich freut man sich, wenn man merkt, dass Bilder etwas in einem Betrachter auslösen. Aber nur deswegen würde ich selbst nicht weiter fotografieren; nicht wenn es sich für mich nicht richtig anfühlt. Und andersherum: ich denke, solange man für sich fotografiert, sind die Bilder gar nicht kritikfähig.

Aber es stimmt: Ich mache ein Magazin für Fotografie, und mir fällt schon auf, dass in den letzten Jahren sehr viele persönliche Serien entstanden sind. Man bekommt einiges an Bewerbungen zugeschickt. Viele davon kann man aber schlecht lesen. Ich sehe den Zenit solcher Serien fast schon überschritten – außer, man macht etwas noch krasseres als das Dagewesene. Wenn man aber unbedingt im Trend sein will, sollte man vielleicht auf einem anderen Zug springen.

Jens Pepper: Wenn Du sagst, dass Bilder, die man nur für sich fotografiert, gar nicht kritikfähig seien, meinst Du aber nur Aufnahmen, die nicht ausgestellt oder in den Medien veröffentlicht werden, oder?

Calin Kruse: Nein, ich meine das so: Ich schaue mir gerne Bilder an, vor allem, wenn sie etwas in mir auslösen. Ich freue mich darüber, dass es sie gibt, bzw. die jeweiligen Fotografen sie zeigen. Deswegen denke ich, dass sich jemand auch an meinen Bilder auf irgendeine Art erfreuen könnte, und deswegen zeige ich sie. Ich fotografiere Menschen, die mich interessieren, zahle nicht dafür und nehme auch kein Geld an. Ich mache auch sehr selten bei Wettbewerben mit, oder bemühe mich um Presse für meine Arbeit. Alles, was nach dem Moment des Fotografierens kommt – Filme entwickeln lassen, einscannen, entfusseln, aussortieren, online stellen, … – das ist irgendwie Gedöns, das gemacht werden muss. Ich reiße mich aber nicht darum. Ich habe mich auch um keine Ausstellungen bemüht, ich wurde immer angefragt. Wie gesagt, es ist schön, wenn die Leute mit den Sachen etwas anfangen können. Ausstellungen mache ich gerne, um eine Form für eine Serie zu finden und um eine andere Sprache als die Buchsprache zu entwickeln. In der DUNST-Ausstellung habe ich beispielsweise einen eigenen Raum für die „Alles“-Serie gebaut. Aber noch lieber mache ich Bücher und Hefte in Kleinauflage. Dann sind die Serien für mich wirklich abgeschlossen, und es entsteht Hirnplatz für Neues.

Nur weil man für sich fotografiert heißt nicht, dass man die Sachen nicht zeigen kann; und mit „nicht kritikfähig“ meine ich: wenn du in einem vertrauten Moment ein Bild von einem Menschen machst der die Nahe steht, und das Bild ist genauso, wie du in dem Moment diesen Menschen siehst, kann ich schlecht zu dir sagen: „du hättest das Foto weiter von unten machen sollen, und das Licht mehr von der Seite, und die Haare ordentlicher“. So etwas steht mir einfach nicht zu. Entweder ich mag’s, oder nicht.

Jens Pepper: Du kommst ja ursprünglich aus dem Bereich Grafikdesign, in dem du bis heute tätig bist, und hast eine Diplomarbeit über Zines geschrieben. Vor einigen Jahren hast Du die kleine und feine Zeitschrift dienacht gegründet und etwas später auch noch einen Verlag für Fotobücher in Kleinauflagen. Die eigene Fotografie scheint irgendwann in dieser Zeit hinzugekommen zu sein. Bevor wir über deine verlegerische Tätigkeit sprechen, würde ich liebend gerne noch ein wenig bei der Fotografie bleiben. Wann hast Du damit begonnen?

Calin Kruse: Während des Grafikdesign-Studiums, so nebenbei. Ich habe auch für die Bewerbungmappe für dieses Studium ein paar Fotos von kaputten Colaflaschen gemacht. Die klassische Geschichte mit Kamera vom Opa gibt’s aber nicht, und ich würde mich auch nicht als Fotografen bezeichnen. Ich kann Filme und Fotos im Labor entwickeln, weil ich das im Studium gelernt habe, aber sonst kenne ich mich mit fast nichts aus.

Jens Pepper: Seit ein paar Jahren bist Du aber ernsthaft bei der Sache. Du stellst regelmäßig aus und veröffentlichst eigene Bücher. In dieser Hinsicht würde ich dich auch als Fotograf sehen wollen, denn ein Laie bist du keinesfalls. Da ist es auch egal, ob du technisch das ganze Fotografenbrimborium beherrscht. Ich habe gerade Dein Buch Schmetterling erworben, dass mir gut gefällt. Es ist dieser erzählerische Moment, der den Aktfotos innewohnt, den ich mag. Auch die kleine, zarte Form des Buches passt da sehr gut. Was reizt Dich an der Aktfotografie?

Calin Kruse: Es geht mir weniger um die Nacktheit an sich, sonder um die Ehrlichkeit, die dadurch entsteht. Wenn man nackt ist, zeigt man sich. Mauern fallen. Man sieht blaue Flecken, Kratzer, Narben, gleichzeitig auch Abgründe. Mich interessiert es tiefer zu gehen. Deswegen mag ich es lieber, immer wieder Fotos mit denselben Menschen zu machen, die man dann besser kennt und denen man vertraut, als nur Einmalgeschichten. Wobei diese auch richtig gut und unvorhersehbar sein können. Die meisten Porträts die für mich so passen sind diejenigen, die entstanden sind als die Menschen nackt waren. Wenn man von vornherein sagt „Ich will hübsche Fotos machen, ich werde mich aber nicht ausziehen“, entsteht automatisch eine Mauer und das sieht man auf den Bildern. Sie sind unverbindlicher. Die Porträts werden auch nichts.

Jens Pepper: Sind es Personen aus Deinem persönlichen Umfeld, mit denen Du hier zusammenarbeitest, also Personen, zu denen bereits ein gewisses Vertrauensverhältnis besteht?

Calin Kruse: Ja, oft. Manchmal sind es aber auch Menschen, die man nur einmal trifft und die sich so sehr fallen lassen können, dass es exzessiv wird, wie die Frau im „Schmetterling“-Buch.

Jens Pepper: Du hast anfangs gesagt, dass du auch mal Neonazis fotografiert hast. Was war das für ein Projekt?

Calin Kruse: Das war eine Neonazi-Demo in Trier, wo ich früher gewohnt habe, und ich konnte relativ nah ran gehen.

Aber keine meiner Serien ist zuvor geplant. Ich nehme mir nicht vor, etwas Bestimmtes zu machen. Dass ich eine Serie zusammenstelle passiert manchmal, nachdem ich die Fotos geschossen habe, manchmal aber auch nicht. Ich habe schon vorher erwähnt, ich gehe da ziemlich instinktiv ran.

Jens Pepper: Ist das nicht auch schon eine Art Konzept, das Instinktive als Ausgangspunkt für seine Arbeit zu nehmen?

Calin Kruse: Für mich ist das ein Widerspruch in sich.

Jens Pepper: Wie kommt es zu der Entscheidung für bestimmte Fotopapiere. Am Anfang hast Du von den metallfarbenen Papieren gesprochen, die du für die Ausstellung in Trier verwendet hast. Andere Aufnahmen werden von Dir auf PhotoRag geprintet, wie z B die Edition, die gerade von Dir zu einem recht günstigen Preis angeboten wird.

Calin Kruse: Papier ist auch ein Gestaltungselement, genauso wie man Rahmen für ein bestimmtes Bild aussucht. Und genauso wie man durch Gestaltung, Größe, Reihenfolge, Papier, Cover, Bindung eine Sprache für ein Buch findet, so kann man durch verschiedene Entscheidungen – wie eben Papier, aber auch Positionierung, Glas oder nicht Glas, Rahmen, Hängung usw. eine Sprache für ein Bild finden.

Jens Pepper: Legst du die Auswahl der Papiere für bestimmte Motive einmalig fest, oder variierst Du, je nach dem Kontext, in denen du die Fotos präsentieren möchtest?

Calin Kruse: Es kommt auf die einzelnen Fotos an, manche Motive passen besser auf PhotoRag, manche eben auf goldfarbenes, metallisches Papier. Aber klar, man geht nicht für jedes einzelne Bild die Papierpalette durch, es gibt schon ein paar wenige Sorten, die verschiedene Anmutungen haben, die ich im Hinterkopf behalte.

Jens Pepper: Gibt es Fotografien, die du lieber in gut gemachten Büchern und Zeitschriften siehst als in Printform in Ausstellungen?

Calin Kruse: Ich schaue mir oft lieber Bücher als Ausstellungen an. Weil man sich ein Buch anschauen kann, wenn man gerade Lust darauf hat. Bei Ausstellungen ist es oft so, dass sie eine begrenzte Zeit laufen, oder man ist gerade in einer Stadt, in der etwas läuft, und man schaut sich die Ausstellung an, um sie nicht zu verpassen, ist aber vielleicht gar nicht in der Stimmung dafür. Man zieht sie sich rein. Ich gehe aber trotzdem gerne in Ausstellungen. Die letzte, die ich wirklich gut fand, war Larry Clark im Foam in Amsterdam.

Jens Pepper: Was gefiel dir an der Larry Clark Ausstellung? Ich hatte vor ein paar Jahren seine Retrospektive bei C/O Berlin gesehen, war da aber gerade von seinen neueren Arbeiten eher enttäuscht.

Calin Kruse: Es waren die beiden Serien Tulsa und Teenage Lust, also eher ältere Arbeiten. Und besonders Teenage Lust finde ich sehr stark, sprachlich und inhaltlich.

Jens Pepper: Ja, diese Serien gefallen mir auch ziemlich gut. Was für Fotografen gefallen Dir noch?

Calin Kruse: Das ist schwierig. Ich mag, wie bei der Musik, eher einzelne Serien als Fotografen. Und davon gibt es sehr viele. Aber es gibt einen chinesischen Fotografen, Ren Hang, deren Arbeiten ich mag, weil sie auf eine bestimmte Art anarchistisch sind und man nie weiß, was als Nächstes kommt.

Jens Pepper: Du bist ein anerkannter und preisgekrönter Buchmacher und Verleger. Wie findest du die Fotografen, die du präsentieren möchtest, und auf was kommt es Dir bei der Auswahl an?

Calin Kruse: Oft finde ich sie durch mein Magazin. Ich habe sie meistens schon in dienacht vorgestellt, bevor ich mit Ihnen ein Buch mache. Oder sie bewerben sich. Oder ich finde sie irgendwo, und frage sie an. Es ist ziemlich unkompliziert. Es muss stimmig sein. Ich glaube, ich bin da auch instinktiv. Ein Projekt muss sich gut anfühlen, und es muss zeitlos sein. Was mir auch sehr wichtig ist, ist die Ästhetik. Ich will nicht erst ein Text lesen müssen, um eine Arbeit zu verstehen. Die Bilder müssen mich visuell ansprechen. Ich habe oft sehr wenig Text in den Büchern, was aber nicht heißt, dass die Arbeiten nicht konzeptuell sein dürfen. Aber für mich steht das Visuelle über dem Konzept. Und was mir auch wichtig ist, ist das Zwischenmenschliche. Wenn ich das Gefühl habe, dass man nicht auf einer Wellenlänge ist, oder man sich nicht vertrauen kann, lasse ich es bleiben. Das gilt übrigens auch, wenn man sich Fotos anschaut: manchmal wünscht man sich, die dazu gehörigen Fotografen nie kennengelernt zu haben.

Jens Pepper: Das kann so schlimm sein? Du nimmst dann aber hoffentlich nicht die Fotos in Geiselhaft und magst sie nicht mehr betrachten, nur weil sich ihr Urheber als Person entpuppt, die dir nicht gefällt.

Calin Kruse: Ich kann die Arbeit schon noch anerkennen, aber manchmal kann man die Bilder nicht mehr vom Fotografen trennen. Man versteht besser, was hinter den Bildern steckt; und das ist es, was einem nicht mehr so gefällt.

Jens Pepper: Wie fing es mit deiner verlegerischen Tätigkeit an? Liegt der Ursprung in deiner Auseinandersetzung mit Fanzines und Zines ganz im Allgemeinen während Deines Studiums?

Calin Kruse: Ja, ich habe mit einer Freundin zusammen mit einem Zine namens „rough“ angefangen, als ich im 2. Semester war. Und gleichzeitig kam die Idee für das Magazin „dienacht“, weil „rough“ wirklich sehr klein und fotokopiert war und nur für unser eigenes Zeugs gedacht war. Es hat aber noch zwei Jahre gedauert, bis die erste Ausgabe von dienacht raus kam. Von rough gab es insgesamt vier Ausgaben, jeweils 50 Exemplare, die wir zum Selbstkostenpreis von 0,80 € verkauft haben. Das lief später eine Zeit lang parallel zu dienacht. Und von dienacht gibt es inzwischen bald 16 Ausgaben und drei Sonderausgaben. Irgendwann, vor drei bis vier Jahren, habe ich dann angefangen kleine Fotohefte herauszugeben, und erst 2012 habe ich das erste große Buch, also für mich in größerer Auflage von 1000 Stück, herausgebracht.

Jens Pepper: Hast du dienacht dann auch noch während deines Studiums begonnen?

Calin Kruse: Ja, die erste Ausgabe kam heraus, als ich im 4. oder 5. Semester war.

Jens Pepper: Was hat Dich überhaupt dazu gebracht, eine eigene Zeitschrift zu gründen?

Calin Kruse: Ich fand, es gab damals keine Fotomagazine, die sich mit „künstlerischer“ Fotografie beschäftigt haben, oder ich kannte zumindest keine, und das habe ich vermisst. Deswegen dachte ich, ich mache halt selber eines. Es sollte kein Magazin über Technik werden, auch keine Ausstellungen oder zeitgebundene Veranstaltungen werden darin besprochen oder veröffentlicht. dienacht ist ein reines Portfoliomagazin. Es soll zeitlos sein, eher eine Sammlung als ein klassisches Magazin. Ich will nicht immer die neusten Serien zeigen, ich habe auch mal Arbeiten gezeigt die 40 Jahre alt waren, aber für mich zeitlos sind. Fotografie ist schon ein Schwerpunkt, es gibt aber auch immer ein bis zwei Design-, Illustrations- oder Kunstportfolios. Außerdem werden Magazine und Bücher vorgestellt, die ich gut finde. dienacht ist ein persönliches Magazin, es hat – wie auch die Fotografie – viel mit mir zu tun.

Jens Pepper: Ich finde es interessant, dass Du alles eigentlich vor allem aus einem sehr persönlichen Bedürfnis heraus machst: die Fotos, die Zeitschrift, die Bücher. Das Visuelle ist deine Sprache. Dies alles ist für Dich eine wesentliche Art der Kommunikation, auch mit Menschen, die du persönlich gar nicht kennst. Eigentlich ist alles ein großes künstlerischen Projekt, oder?

Calin Kruse: Ich kann mir vorstellen, dass man das so sehen kann, ja. Aber die Frage, was das alles ist, stelle ich mir nicht. Vor allem nicht die Frage, wo das hinführt.

Jens Pepper: Ist dir das wirklich egal? Was bedeuten für dich die Auszeichnungen, die du für dienacht und für deine Tätigkeit als Grafikdesigner und Buchgestalter erhalten hast?

Calin Kruse: Natürlich freue ich mich darüber! Aber was ich meinte, ist: wenn man alles zu verbissen und nur wegen der Auszeichnungen macht, dann hat man den Druck, immer etwas abliefern zu müssen. Ich glaube, man sollte sich nicht zu ernst nehmen. Man kann alles andere ernst nehmen, nur nicht sich selbst.

Jens Pepper: dienacht ebenso wie viele der von dir herausgebrachten Bücher erscheinen in kleinen und Kleinstauflagen. Trägt sich deine verlegerische Tätigkeit, oder muss noch von anderer Seite Geld zugeschossen werden?

Calin Kruse: Nein, weder mit dienacht noch mit den Kleinauflagen verdiene ich Geld. Ich decke meistens die Druckkosten. Ein bisschen kommt bei den größeren Auflagen rum, aber ich bin ja noch Grafik-Designer und mache Aufträge, halte hin und wieder Gastvorträge an Hochschulen, mache Workshops für Fotobuchgestaltung.

Jens Pepper: Wie wichtig ist die Teilnahme an Kunst-, Foto- und Buchmessen für dich als Kleinverleger?

Calin Kruse: Es ist schon wichtig. Einerseits, weil man etwas einnimmt, und dann, weil man Kontakt zu Buchläden und -händlern bekommt, die dann vielleicht regelmäßig etwas von dir im Sortiment aufnehmen. Und andererseits ist es etwas Soziales. Man kommt raus, man sieht die Menschen, die deine Sachen mögen, in Fleisch und Blut. Ich treffe dort oft auch Fotografen, die ich schon mal in dienacht gezeigt habe und mit denen ich E-Mail-Kontakt hatte, aber nie persönlich kennen gelernt habe. Man sitzt ja ansonsten nur am Rechner, schreibt E-mails und fertigt Bestellungen ab, die fast anonym rein kommen. Auf Festivals ist es immer eine sehr offene, gute Atmosphäre. Die Stimmung ist entspannt. Man kennt sich, weil die Szene nicht so groß ist und man sich immer wieder auf solche Festivals trifft. Ich freue mich, Leute wieder zu sehen oder Leute – Fotografen, Verleger, Organisatoren – kennen zu lernen, deren Arbeit man schon mal irgendwo gesehen hat. Daraus haben sich gute Freundschaften entwickelt, auch verschiedene gemeinsame Projekte.

Jens Pepper: Verrätst du mir zum Schluss noch, was für Publikationen du als nächstes planst?

Calin Kruse: Ich werde als nächstes die 16. Ausgabe von dienacht fertig machen. Es gibt immer nur das nächste Projekt.

Aus der Serie "Anuschka" von Calin Kruse

Aus der Serie „Anuschka“ von Calin Kruse

 

Aus der Serie "Anuschka" von Calin Kruse

Aus der Serie „Anuschka“ von Calin Kruse

 

 

 

Aus der Serie "It turned out that we were talking about the scars" von Calin Kruse

Aus der Serie „It turned out that we were talking about the scars“ von Calin Kruse

 

 

 

Aus dem Buch "Schmetterling" von Calin Kruse

Aus dem Buch „Schmetterling“ von Calin Kruse

 

 

 

Aus der Serie "You scared the shit out of me, so I'm leaving" von Calin Kruse

Aus der Serie „You scared the shit out of me, so I’m leaving“ von Calin Kruse

 

 

 

Portrait Calin Cruse, Copyright by DafnaLazarovitz

Calin Kruse ist Fotograf, prämierter Grafikdesigner, Verleger kleiner Fotobücher von großer Sammlerqualität und Herausgeber der Fotozeitschrift „dienacht“, die seit ihrem Ersterscheinen mit ihrer bildlastigen Konzentration auf Portefoliopräsentationen ein Lücke im Deutschen Zeitschriftenmarkt, Sektion Fotomagazin, geschlossen hat. Calin Kruse lebt in Leipzig.

www.cargocollective.com/calin
www.fluut.de
www.dienacht-magazine.com