Jens Pepper: Du wurdest 1990 in Tbilisi in Georgien geboren. Seit ein paar Jahren schon lebst du als freiberuflicher Fotograf in Berlin. Was hat dich in diese Stadt geführt?
George Nebieridze: Ich würde mich nicht als freiberuflichen Fotografen beschreiben; es gibt da mehrere Orte, Galerien und Magazine für die ich regelmäßig arbeite. Es ist wahr, ich mache freiberufliche Arbeiten, aber das ist alles eher optional, würde ich mal sagen. Ich bevorzug es, mich als Kunst- und Dokumentarfotograf zu bezeichnen.
Berlin hat als Stadt viele Attaktionen, insbesondere für junge Künstler und neugierige Geister. Sie bietet irre viel multikulturelle Erfahrungen und Material, das man sehr gut als Ausgangspunkt für Kunst und Literatur nehmen kann. Plus: in dieser Stadt gibt es realtiv wenig Stress und sie ist bezahlbar. Dennoch sollten die Leute nicht denken, dass die ganze Bürokratie, der Papierkram hier einfach ist. Der ist vor allem schwierig, wenn du kein Deutsch sprichst.
Jens Pepper: Warst du bei deiner Ankunft bereits über die Fotoszene in der Stadt informiert? Gab es etwas oder Leute, das bzw. die du hier unbedingt kennenlernen wolltest? Und wusstest du, was du fotografisch hier machen wolltest?
George Nebieridze: Ich kannte hier ein paar Leute; meine alten Freunde und einige Kreative, mit denen ich mich zuvor via Email ausgetauscht hatte.
Mein Geschmack in Sachen Fotografie ist immer mit den USA und dem Vereinigten Königreich assoziiert worden. Die meisten meiner Lieblingsfotografen stammen von dort. Ich kannte diesen spezifischen Begriff „Deutsche Fotografie“ und verwende ihn heute noch. Ein wenig minimalstisch und konzeptuell. Ich liebe zeitgenössische Konzeptkunst und habe einige Freunde, die mir diesbezüglich viel beigebracht haben. Es waren aber immer eher die minimalistischen Skulpturen und Installationen und nicht so sehr die fotografischen Arbeiten, die mich interessierten. Thomas Ruff und Andreas Gursky sind hier gute Beispiele. Bei allem Respekt, ich war nie ein großer Fan von ihnen. Wie dem auch sei, nachdem ich hierher gezogen war, stellte ich fest, dass Berlin in vielem nicht Deutschland ist, die Fotografie eingeschlossen. Ich traf Wolfgang Tillmans, fand heraus, dass Nan Goldin hier lebte und wurde mit vielen jüngeren Fotografen vertraut. Eigentlich habe ich mich aber nie als Teil der hiesigen Fotoszene gefühlt. Von Anfang an wusste ich, dass ich lieber Teil der Kunstszene sein wollte.
Jens Pepper: Kannst du das mit Ruff und Gursky und deinem Interesse an Skulptur und Installation spezifizieren? Du meinst das alles im übertragenen Sinne, oder? Also dass die Arbeiten von Ruff und Gursky für dich etwas skulpturales bzw. installatives haben und dass das nicht so dein Ding ist?
George Nebieridze: Nein. Es gibt keinen Zweifel, dass die Arbeiten von Gursky und Ruff skulptural sind, aber ich habe ihre Namen erwähnt, weil sie die deutsche Konzeptfotografie repräsentieren. Ihre Arbeiten haben dieses gewisse Etwas, das ähnliche Gefühle in mir hervorruft wie es Leute mit typisch deutschen Angewohnheiten oder einem typisch deutschen Charakter tun, wie deutsche Architektur oder andere kulturelle Dinge.
Ich liebe die deutsche Kultur und habe beispielsweise einen großen Respekt vor ihrer Architektur. Wenn es aber um Fotografie geht, bin ich sehr wählerisch und diese Ästhetiken ziehen einfach nicht so sehr meine Blicke auf sich.
Ich meinte damit, dass ich ein großer Bewunderer der Gegenwartskunst, der Konzeptkunst bin, aber nicht in der Fotografie. Die Künstler, die ich in diesem Bereich im Auge habe sind Teresa Margolles, das japanische Kollektiv Dumb Type, Ryan Trecartin und andere. Obwohl deren Arbeiten radikal anders als meine sind finden sich ihre Einflüsse tief in meinem Werk.
Jens Pepper: Ich bin immer wieder überrascht, dass es gerade unter kreativen Menschen, die das Medium Fotografie verwenden, oft diesen Wunsch nach Unterscheidung zwischen Kunst und Fotografie gibt. Da wird eine Abgrenzung herbeigeredet, die eigentlich nicht notwendig ist. Ich kenne einige Fotografien von dir und für mich bist du ein Fotograf, auch wenn du im Kunstkontext ausstellst und konzeptuell an deine Bildserien herangehst. Aber du verwendest Kameras genauso wie reine Fotografen ohne Kunstanspruch, und nimmst gelegentlich Fotoaufträge für Zeitschriften an. Du bewegst dich also in der Fotografieszene, die ja längst auch Teil der Kunstszene geworden ist. Warum also diese Abgrenzung hin zur Fotografie?
George Nebieridze: Mein größtes Karriereziel ist es, mehr und größere repräsentative Galerien überall in der Welt zu haben. Vielleicht deshalb, weil ich noch ziemlich jung bin. Meine Ansichten ändern sich möglicherweise in der Zukunft, aber irgendwie fühle ich, dass Künstler und Teil dieser Kunstwelt zu sein ein wenig nobler ist als nur ein Fotograf zu sein. Du hast Fotografen ohne echtes Interesse an der Kunst in deiner Frage erwähnt. Ich würde mich als das Gegenteil beschreiben. Aber das bringt es nicht mit sich, dass ich irgendwelche verrückten Experimente mache oder abstrakte Fotos, damit ich als künstlerischer Fotograf [fine art photographer] gesehen werde. Für mich ist Künstler sein ein Geisteszustand und die Art, wie man auf das Universum schaut und nicht die Art, wie ich meine Kamera benutze. Für Magazine zu arbeiten und Fotojobs zu machen sind Dinge, die ich seit langem genieße. Ich mache das, weil ich es kann und weil es schnelles Geld ist.
Ich meine, ich liebe Fotografie, aber es ist schwierig für mich damit zu arbeiten, wenn nicht der Kunstaspekt dabei ist.
Jens Pepper: Deine privaten Arbeiten handeln von der Szene, in der Du dich bewegst. Sie zeigen deine Freunde und Bekannten und sind teilweise sehr privater Natur. Das reicht bin hin zum Sex. Da ähnelst du den bereits von dir erwähnten Fotografen Nan Goldin und Wolfgang Tillmans, die einen ähnlichen Ansatz haben, die auch Autobiografisches in ihren Werken integrieren bzw. es zu ihrem Thema machen. Du kombinierst diese Aufnahmen dann mit Fotografien, die du in der Stadt machst, Straßenbilder, Details von Dingen die dir auffallen etc. Verwendest du Fotografie in der Art wie andere ein Tagebuch führen oder siehst du einzelne Fotokonvolute eher als Dokumentarprojekte?
George Nebieridze: Meine Arbeit hat nicht bloß eine einzige Funktion. Ganz klar haben einige meiner Fotos einen sentimentalen Wert; ich dokumentiere etwas um es als Erinnerung zu behalten. Manchmal haben diese Fotos auch einen ästhetischen Wert, der sie dann für mich und andere Betrachter um so bedeutungsvoller macht. Ich verwende nicht das Wort Tagebuch, aber es wäre nicht falsch einige meiner Fotos als das zu bezeichnen. Tatsächlich genieße ich es, Fotografien mit unterschiedlichem Wert miteinander in meinen Büchern und Ausstellungen zu kombinieren. Ich finde es sogar außerordentlich spannend, mit den Layouts zu arbeiten, Dyptichen oder sogar Collagen zu machen. Ich denke, dass dies die Hälfte meiner Präsentation ausmacht. Ich lege sehr viel Wert auf den Kontext, in dem meine Fotos stehen.
Ich denke, es gibt viele Hinweise und einige bestimmte Fotografien, die mein Werk als von Tillmans und Goldin inspiriert erscheinen lassen. Ich habe das schon zuvor gehört und fasse das als Kompliment auf. Wie auch immer, ich strebe danach etwas zu erreichen, das ein wenig von jedem Künstler oder Fotografen hat, der mich interessiert. Vor ein paar Tagen hat mir ein Freund erzählt, dass er meine Fotos mag, weil sie ihn an Martin Parrs Arbeiten erinnern. Ich nehme ein wenig von allem und jedem und mache daraus mein eigenes Ding. Ich denke, dass jedes Kunstwerk von irgendwoher kommt und das ist auch das Schöne daran.
Meine Antwort auf die Frage in Kurzform wäre allerdings dies: Beides. Ein großer Teil meiner Arbeit ist ein dokumentarisches Projekt, aber ich vermeide es Momente und Geschehnisse zu dokumentieren, die nichts mit mir persönlich zu tun haben. .
Jens Pepper: Hat Berlin einen Einfluss auf dein Werk gehabt, thematisch, stilistisch?
George Nebieridze: Ganz offensichtlich. Wo immer ich auch hingehe, versuche ich die Umgebung in meiner Arbeit zu integrieren. Diese Stadt ist ein nicht enden wollender Quell von Kultur, und dieser Fluss versiegt nie, es kommen immer wieder neue, jüngere Wellen mit interessanten Leuten. Diese interessanten Veränderungen, Geschehnisse lassen sich kaum ignorieren, weshalb ich immer geneigt bin, sie in meiner Arbeit zu integrieren. Ich bin in Berlin seit ich 23 bin. Diese Zeit ist extrem wichtig für meine Entwicklung als Person und als Künstler. Obwohl ich behaupte, dass ich immer noch in der selben Art fotografieren würde, wenn ich auf einer Farm oder an einem anderen Ort lebte, so hat das Leben in dieser Stadt in den vergangenen fünf Jahren natürlich einige Veränderungen in meiner Arbeit verursacht.
Jens Pepper: Was sind das für Wellen interessanter junger Leute, die es gerade nach Berlin gespült hat und die dich interessieren?
George Nebieridze: Da gibt es Leute aus allen Subkulturen, mit den verschiedensten Hintergründen, Nationalitäten und Interessen. Das sind nicht immer kreative oder künstlerische Typen. Das ist alles derart unterschiedlich, dass meine Fotos und meine Zeit, die ich mit denen verbringe schon als soziale Studie angesehen werden können.
Jens Pepper: Die Leute scheinen dir sehr zu vertrauen, wenn du mit ihnen zusammen bist und wenn du sie auch in sehr privaten Situationen fotografierst, so wie die schwulen Freunde von dir, die du beim Sex fotografiert hast. Ist das einfach so geschehen oder hast du sie darum gebeten, bei einem solch privaten Moment anwesend sein zu dürfen?
George Nebieridze: Das ist unterschiedlich. Ich habe viele solcher Fotos, die ich nicht zeigen kann, einfach weil ich die Privatsphäre, die Angelegenheiten der Leute respektiere. Dennoch, manchmal fühlen sich die Leute wohl, ist die Situation sehr komfortabel und die Dinge entwickeln sich in die richtige Richtung. Manchmal passiert es, dass die Leute zunächst einwilligen, dass ich sie in solchen Momenten fotografiere, später aber, wenn sie die Bilder sehen, zurückschrecken und mir erzählen, dass sie nicht erwartet hätten, dass die Aufnahmen derart direkt sind. Es ist schade, dass Leute manchmal meine ehrlichen Absichten, die rein künstlerischer Natur sind, nicht sehen. Die denken, ich wäre da, um ihnen zu schaden. Wie dem auch sei, ich muss sie natürlich auch respektieren und verstehen. Und dann gibt es dieses Privatheitsgesetz in Deutschland, das schon so vielen Fotografen Ärger bereitet hat.
Meistens bin ich auch Teil dieser Momente. Manchmal frage ich, ob ich dann Fotos machen kann, aber nicht in jeder Situation. Bei anderen Gelegenheiten kenne ich die Leute so gut, dass ich ihr Vertrauen habe. Ich zeige ihnen die Fotos dann später, um nicht in einer Situation mit der Frage zu stören: „Hey, kann ich jetzt ein Foto machen?“
Jens Pepper: Dir gefällt das Gesetz nicht, das die Privatsphäre in Deutschland schützt? Es geht da um Fotos, die in Wohnungen gemacht werden. Du kannst da nicht einfach fotografieren und die Bilder dann veröffentlichen. Ich würde es auch nicht mögen, wenn mich jemand besucht und dann einfach meine privaten Räume fotografiert. Freunde, klar, also Leute, Fotografen, denen ich vertraue, ok. Aber Fremde oder Leute, die ich nicht so gut kenne und die auf einen Kaffee oder zum Abendessen vorbeikommen? Ich würde da nicht immer wollen, dass sie Fotos für die Öffentlichkeit machen. Wenn einer dieser Gäste später diese Fotos irgendwo zeigen will, würde ich erwarten, dass ich gefragt werde. Meistens werde ich mein OK geben. Aber das Gesetz gibt mir die Kontrolle über meinen privaten Raum. Gibt es in Georgien nicht solche Gesetze oder Verordnungen?
George Nebieridze: Ich meine nicht, ob ich das Gesetz mag oder nicht. Ich sage nur, dass es existiert und Fotografen sich dessen bewusst sein sollten und aufpassen. Ich sage auch nicht, dass ich in das Haus eines Unbekannten gehe und dessen Privatsphäre ohne Erlaubnis fotografiere. Fremde fotografiere ich fast nie, oder Leute, zu denen ich keine Verbindung habe. Selbst wenn wir mal das Gesetz beiseite lassen, da gibt es ja auch immer noch eine persönliche Ebene. Bei diesem Gesetz gibt es noch einen anderen, schwerwiegenden Aspekt. Soweit ich gelesen habe, ist Deutschland das einzige Land, in dem Straßenfotografen große Probleme bekommen können, wenn sie Fotos veröffentlicht, die sie an öffentlichen Orten gemacht haben und auf denen möglicherweise Gesichter erkennbar sind.
In Georgien entwickelt entwickelt sich noch alles. Das Land hat wichtigere Dinge, mit denen es sich beschäftigt, wie Luftverschmutzung, Rassismus und Homophobie.
Jens Pepper: Ich stimme mit dir darin überein, dass es ziemlich stupide ist anzunehmen, dass man Straßen ohne Menschen zeigen kann. Stell dir mal vor, du gehst in eine Ausstellung mit klassischer Fotografie über das Stadtleben im 19. Jahrhundert, aber kein einziger Mensch ist zu sehen. Wie uninteressant. Es ist doch das Leben der Menschen in der Vergangenheit, das uns interessiert, oder?
Ich möchte aber noch ein paar Sätze über diese neuen EU-Regularien anmerken. Zunächst einmal ist diese Verordnung in der ganzen EU gültig. Was stimmt ist, dass Deutschland – im Gegensatz beispielsweise zu Schweden – nicht in einer nationalen Gesetzgebung festgelegt hat, dass von dieser neuen Verordnung Pressefotografie und Kunst ausgenommen sind. Die deutsche Regierung überlässt es also den Gerichten, in letzter Instanz dem europäischen Gerichtshof, über Zweifelsfälle darüber, was erlaubt ist und was nicht, zu entscheiden. Diese Entscheidung der Bundesregierung belässt also Künstler und freiberufliche Fotojournalisten – denn bei Magazinen, Fernsehstationen, Zeitungen etc. festangestellte Journalisten betrifft diese Verordnung nicht – im Ungewissen, bis diese letztinstanzliche Entscheidung gefällt wurde. Und hier bin ich mir ziemlich sicher, dass Künstler und freie Fotojournalisten auch in Zukunft ohne Bedenken in Deutschland ihre Arbeit machen können.
Eine andere Sache ist, dass es auch schon vor dieser neuen EU Verordnung in Frankreich, als Beispiel, nicht mehr erlaubt war Menschen auf den Straßen zu fotografieren und die Bilder dann ohne Genehmigung zu veröffentlichen. Ich kann dir jetzt nicht sagen, wie es in all den anderen EU-Ländern bis dahin war, aber Deutschland war mit Sicherheit nicht das erste Land mit diesen strikten Regularien.
Und diese neuen Regularien betreffen auch nur die digitale Fotografie und die Scans von analogen Fotos. Wenn du also analoge Fotos in den Straßen machst und sie dann ohne einen zwischengeschalteten digitalen Prozess zeigst, kannst du das immer noch ohne Probleme machen. In diesem Fall musst du nur die Persönlichkeitsrechte beachten, so wie es in den Jahren davor auch schon war, wie gesagt, mit allen Freiheiten die Künstler und Journalisten hatten und immer noch haben.
Aber zurück zu deiner Arbeit. Ist deine Familie – Partnerin und Kinder – Thema deiner Arbeit?
George Nebieridze: Danke für diese ausführliche Information zu diesen EU-Regularien. Sehr nützlich.
Was die Frage angeht. Ja, alles, was in meinem Leben geschieht, endet irgendwie in meinen Fotos. Ich nenne das manchmal ‚persönliche Realität‘. Da gibt es sehr intime und private Momente aus meinem eigenen Leben in meinen Büchern.
Jens Pepper: Erzähle mir etwas über deine Bücher. Auf deiner Homepage sind zwei Bücher genannt: ’15 und ’16. Planst du für jedes Jahr ein Buch, so als stetig fortgeführtes Projekt?
George Nebieridze: Ja, ’15 war mein erstes Buch und es fühlte sich toll an, es in der Hand zu halten. Mir kam dann der Gedanke, dass ich daraus ein jährlich wiederkehrendes Ereignis machen könnte, und damit war die Idee für ’16 geboren. Ich bin mir sicher, dass ich ’17 und ’18 machen werde. Das Material habe ich beisammen und ich stehe im Dialog mit einigen Designern. Die Bücher, die ich mache, sind zum Teil selbst herausgegeben. Das Erste wurde finanziell von einer Galerie in Rotterdam unterstützt, die sich Tante Nino nennt, das Zweite durch einen Freund, Irakli, der eine berühmte Techno-Club-Nacht organisiert die sich STAUB nennt. Im Prinzip leihe ich mir das Geld für die Druckkosten und zahle das dann irgendwie wieder zurück, mit Geld oder Exemplaren des Buchs oder manchmal auch mit kostenlosen Fotoshootings.
Jens Pepper: Wie wichtig ist dir Techno? Du hast mr erzählt, dass eine ehemalige Freundin von dir einen Club in Tbilisi betreibt. Du hast also schon in Georgien Kontakt zur Szene gehabt.
George Nebieridze: Nun, vor Techno … es lässt sich ganz generell sagen, dass Musik eine große Rolle bei meiner Entwicklung spielte, nicht nur als Künstler, sondern auch als Person. Meine aktuelle Arbeit ist eng verbunden mit der Techno-Kultur und der Szene. Aktuell lebe ich buchstäblich in einem Musikstudio. Und meine Aufträge sind zumeist DJ-Portraits und Party-Dokumentationen in Berlin. Viele meiner Fotos werden als Kunstwerke für Platten usw. benutzt. Die Szenen in Georgien und Berlin sind eng miteinander verbunden und wenn ich dort bin, habe ich mit ähnlichen Projekten zu tun wie in Berlin. Also yeah, Techno und elektronische Musik ganz allgemein spielen eine große Rolle in meiner Arbeit.
Jens Pepper: Du hast vor kurzem einen Auftrag für die französische Vogue in Tbilisi gemacht. Bist du glücklich, wenn du Jobs in deiner ehemaligen Heimatstadt machen kannst? Hast du manchmal Heimweh?
George Nebieridze: Das war übrigens für die deutsche Vogue. Eine ähnliche Sache habe ich für i-D Magazin während meiner Besuchs in Georgien 2016 gemacht. Yeah, das ist beinahe so wie wenn man Souveniers von dort mitbringt. Manchmal vermisse ich bestimmte Dinge aus Georgien, aber ich habe keinerlei Heimweh, ehrlich. Inzwischen ist Berlin meine Heimat. Ich mag es zu reisen, aber ich vermisse Berlin, wenn ich unterwegs bin, mehr als ich Georgien vermisse.
Oktober 2018
George Nebieridze wurde 1990 in Georgiens Hauptstadt Tbilisi geboren. Seit ein paar Jahren lebt und arbeitet er in Berlin.