Dove Catcher, 2009

Dove Catcher, 2009 © Roger Ballen

Jens Pepper: Im April wirst du zusammen mit dem Künstler Wolfgang Petrick in der Carpentier Galerie in Berlin ausstellen. Ich denke mal, dass du weder die Galerie noch den Künstler wirklich im Fokus hattest, als Manfred Carpentier dich im vergangenen Herbst kontaktiert hat, weil er sehen wollte, ob du an solch einer Kooperation interessiert sein könntest. Manfred Carpentier, der sowohl deine fotografische Arbeit als auch die Kunst von Wolfgang Petrick sehr schätzt, hatte bemerkt, dass Zeichnung und Collage in beiden Werken von großer Bedeutung sind. Folglich konnte er sich gut vorstellen, dass eine Doppelausstellung eine ziemlich spannende Sache sein würde. Was hat dich dazu bewogen, dieser Ausstellung zuzustimmen?

Roger Ballen: Ich hatte sofort einen positiven Eindruck von Manfred, weil er ein großes Verständnis und eine große Leidenschaft für meine Arbeit zeigte. Als er sein Interesse an der Organisation einer gemeinsamen Ausstellung mit Wolfgang Petrick äußerste, einem Künstler, der mit Zeichnung und Collage arbeitet, stand ich dieser Idee ziemlich positiv gegenüber, weil meine Fotografien ebenfalls mit diesen Medien zu tun haben. Manfred hatte mir auch Bücher von Wolfgang geschickt. Ich war sofort von der inhaltlichen und formalen Verbindung zwischen uns angetan und habe mich folgerichtig dazu entschieden, an diesem Projekt teilzunehmen.

Jens Pepper: Gab es eine Zeichnung, ein Bild oder eine Skulptur von Wolfgang Petrick, die bzw. das dich ganz besonders angezogen hat? Oder war es ganz allgemein Petricks Art Kunst zu schaffen, die es dir einfach machte, deine Zustimmung zu diesem Projekt zu geben?

Roger Ballen: Man kann nicht die formale Qualität eines Kunstwerks von ihrer Bedeutung trennen. Mich haben die Materialien und die Verwendung der von Petrick kreierten Objekte in seinen Skulpturen und Installationen interessiert. In manchen Fällen sind es ähnliche Dinge wie ich sie auch verwende (z. B. Puppen, Knochen, Drähte). Ebenso habe ich in Petricks Bildern und Zeichnungen Darstellungen gefunden, die inhaltlich komplementär zu meinen eigenen sind. Wir beide, Petrick und ich, produzieren und befassen uns mit Installationen, Zeichnungen und Malerei. Dennoch ist es mit einer Fotografie noch mal ganz anders, weil sie die Realitätswahrnehmung des Betrachters herausfordert. Ich denke, dass dies ein sehr interessanter Aspekt dieser Ausstellung sein wird.

Jens Pepper: Was für Fotos hast du für diese Ausstellung ausgewählt?

Roger Ballen: Ich habe eine Reihe von Aufnahmen ausgewählt, die ich in den Jahren 2000 bis 2013 gemacht habe. Dabei bin ich sehr intuitiv vorgegangen, und habe Bilder genommen, die ähnliche Bedeutungen haben wie die Arbeiten, die Petrick zeigen wird.

Jens Pepper: Hat es vorher schon mal Ausstellungen wie diese gegeben, mit Bildenden Künstlern und dir als Fotografen, die sich auf Ähnlichkeiten bei den ausgestellten Arbeiten konzentrierten?

Roger Ballen: Ich habe in all den Jahren an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen, für die die jeweiligen Kuratoren in ihrer Diskretion ein Thema gewählt, und dann bestimmte Künstler eingeladen haben. Das hier ist die erste Ausstellung, in der ich mit einem ganz bestimmten Künstler etwas mache, der kein Fotograf ist.

Jens Pepper: Ist das eine Art auszustellen, die du öfters mal erleben möchtest?

Roger Ballen: Da hängt vieles von dem Künstler, der Galerie und wie meine Arbeit dann integriert werden kann ab. Es ist nicht möglich etwas über eine Kooperation mit einem Künstler zu sagen ohne spezifisch zu sein. Im Prinzip würde ich es bejahen.

Jens Pepper: Wenn du einen Wunsch frei hättest: mit welchem Künstler würdest du gerne zusammen ausstellen?

Roger Ballen: Mich inspirieren zahlreiche unbekannte Künstler, beispielsweise aus Neu Guinea, Afrika oder aus Psychiatrien, und deren Arbeiten man wohl als Art Brut bezeichnen könnte. Ich wäre ziemlich scharf darauf, mit einzelnen Künstlern aus diesem Bereich zusammen auszustellen.

Jens Pepper: Eine der wohl bekanntesten Kooperationen von dir ist wahrscheinlich die mit der südafrikanischen Band Die Antwoord, für deren Song I fink u freeky du diesen wundervollen Film gemacht hast. Wer hatte die Idee, diesen Song mit einem Ballen-Werk zu illustrieren?

Roger Ballen: Die Antwoord hat üblicherweise erklärt, dass Roger Ballen Die Antwoord ins Leben gerufen hat. Von 2006 bis 2012, als I fink u freeky veröffentlicht wurde, haben die beiden (Yolandi Visser und Watkin Tudor Jones alias Ninja [Anm. Pepper]) und ich uns darüber unterhalten, wie wir weitergehend zusammenarbeiten können, z. B. in dem wir Klamotten, Bücher und Album-Cover produzieren. 2011 sind die beiden an mich herangetreten und haben mich überzeugt, für dieses spezielle Video eine Installation zu schaffen und Regie zu führen. Ich hatte bis dahin nie an einem solchen Projekt gearbeitet und hatte keinerlei Erwartungen. Vier Jahre später hatte dieses Musikvideo bereits über 75 Millionen Aufrufe auf YouTube.

Jens Pepper: Was für einen Einfluss hatte dieses Kooperation auf dein fotografisches Werk das diesem Video folgte?

Roger Ballen: Die Ästhetik von I fink u freeky basierte auf meiner fotografischen Bildsprache, weshalb das Video sehr wenig Einfluss auf die Entwicklung meiner Arbeit hatte.

Jens Pepper: Oh, ich meinte jetzt nicht das Video an sich, sondern die Musik, die Bühnenperformance und das Denken der Bandmitglieder von Die Antwoord. Hatten diese Aspekte Einfluss? Du hattest die intensiven Diskussionen in der Zeit vor dem Video erwähnt.

Roger Ballen: Wie schon gesagt, der wichtigste Einfluss, den die Schaffung von I fink u freeky hatte, war die Tatsache, dass Millionen Menschen mit meiner Ästhetik vertraut wurden. Danach habe ich mich entschlossen, wann immer es möglich ist, Videos von meinen Projekten zu machen. Es folgten die Videos Asylum of he Birds und Roger Ballen’s Outland, und mit meinem im Herbst 2016 bei Thames and Hudson erscheinenden Buch Apparitions wird es ein animiertes Video geben.

Jens Pepper: Was wird das für ein animiertes Video sein?

Roger Ballen: Für das Video werden Bilder aus dem neuen Buch über Erscheinungen verwendet. Ich glaube, dass die Bilder in diesem Projekt anders sind als alles, was es in der Fotografie gibt.

Jens Pepper: Kannst du erklären, warum sie anders sind als alle anderen in der Fotografie? Das klingt ja vielversprechend.

Roger Ballen: Es ist schwierig exakt zu erklären, warum sie anders sind als alles, was ich in der Fotografie gesehen habe, außer, dass sie einzigartige formale und inhaltliche Qualitäten haben, die in Roger Ballens Gedankenwelt entstanden sind. Ich bin mir sicher, dass diese Fotografien den Betrachtern dabei helfen werden, in tiefe Bereiche ihres Unterbewusstseins vorzudringen.

Jens Pepper: Was möchtest du, dass der Betrachter in seinem Unterbewusstsein entdeckt? Muss es unbedingt das sein, was du selbst während des Schaffensprozesses im Kopf hattest?

Roger Ballen: Das Unterbewusstsein hat unendlich viele Bedeutungen und lässt sich nicht eindeutig definieren. Ich glaube daran, dass, wenn die Masse der Bevölkerung auf diesem Planeten nicht anfängt damit aufzuhören, ihr eigenes Inneren Ich zu unterdrücken, es keine Möglichkeit geben wird, die Situation der Menschheit zu verbessern. Wenn sich meine Fotografie mit Worten definieren ließe, könnte es durchaus sein, dass das dann Bilder sind, die ich ablehne. Bevor ich einen Ort betrete, versuche ich mental ausgeglichen zu sein, und so verlasse ich ihn nach Möglichkeit auch wieder. Mit anderen Worten: Ich denke nie darüber nach, wie ich ein Foto gestalten werde. Ich glaube, wenn sich ein Foto von mir eindeutig erklären ließe, dass es dann kaum Auswirkungen auf mein Denken oder das von anderen hätte.

Jens Pepper: Du lässt du dich also in eine Situation hineingleiten, in der du ein Bild gestalten möchtest?

Roger Ballen: Definitiv gleite ich nicht in ein Bild hinein. Meine Gedanken sind sehr fokussiert und bewegen sich auf unterschiedlichen Ebenen. Es gibt buchstäblich tausende von Variablen mit denen ich mich beschäftige, bevor ich zur Kamera greife.

Jens Pepper: Wieviel Vorausplanung benötigst du für einen Tag, an dem du fotografierst? Und wie viel Spontanität gibt es, in der du auf vorgefundene Situationen reagierst?

Roger Ballen: Ich plane nie ein Bild; jedes Foto entsteht Stück für Stück. Wenn eines dieser Stücke nicht funktioniert, dann muss das Foto auch nicht gemacht werden. Einerseits sind meine Aufnahmen sehr formal, andererseits gibt es innerhalb des Bildbereichs meistens eine Situation, die dann ausschlaggebend (für ein Foto. [Anm. Pepper]) ist. Einige Leute bezeichnen meine Bilder als organisiertes Chaos.

Jens Pepper: Viele von deinen Sammlern, Ausstellern und Ausstellungsbesuchern würden wohl niemals die Menschen treffen wollen, mit denen du für deine Fotos zusammenarbeitest, denke ich mir zumindest. Vielleicht, weil sie Angst vor diesen Leuten haben, oder weil sie angewidert sind. Auch sind die Orte, an denen zahlreiche deiner Fotografien entstehen, nicht unbedingt die, wo diese Kunstliebhaber hingehen würden. Bedauerst du, dass große Teile deines Publikums niemals deine Welt betreten würden, und deren Bewohner treffen? Und dass sie vielleicht deine Fotografien lediglich als kuriose Objekte Betrachten, ohne an der Realität, die dahintersteckt, interessiert zu sein?

Roger Ballen: Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen der Realität in meinen Fotografien und der Realität der Orte, an denen ich arbeite. Meine Fotos sind nicht im klassischen Sinn dokumentarisch, sie sollten vielmehr als transformierte Realität gesehen werden. Niemand kann so fotografieren wie ich; Menschen, die die Orte aufsuchen, an denen ich arbeite, werden dort nicht notwendigerweise die gleichen Gefühle haben, wie sie sie meinen Fotos gegenüber empfinden. Das letzte Mal, als ich Besucher mit zu einem meiner Arbeitsorte mitgenommen habe, wurden sie ausgeraubt und die Frau wurde beinahe vergewaltigt. Unter keinen Umständen werde ich dritte noch einmal mitnehmen, um mich bei der Arbeit beobachten zu lassen.

Jens Pepper: Erlebst du beim Fotografieren manchmal Gewalt dir gegenüber?

Roger Ballen: Ich habe im Verlauf der Jahre gefährliche, unstabile Situationen erlebt. Glücklicherweise wurde ich nie angegriffen oder verletzt.

Jens Pepper: Du hast viele Jahre an Asylum oft the Birds gearbeitet, um nur eines von deinen vielen Projekte zu erwähnen. Wie war die erste Begegnung mit diesem Ort und seinen Bewohnern?

Roger Ballen: Ich habe während meiner Arbeit an Shadow Chamber Leute getroffen, die im Asylum of the Birds house gelebt haben. Die haben mich dann mitgenommen und dem Gebäudebesitzer vorgestellt.

Jens Pepper: War dir von Anfang an klar, dass die Arbeit an diesem Projekt sehr intensiv werden würde?

Roger Ballen: Es ist schwierig vorherzusagen, wohin sich ein Projekt über die Zeit entwickelt, weil die meisten meiner Projekte ungefähr fünf Jahre dauern. In dieser Zeit entwickelt sich eine Arbeit in ungeahnter Weise. Ich denke nicht, dass das Asylum of the Birds Projekt im Verlauf irgendwie intensiver oder weniger intensiv wurde. Ich war zu jeder Zeit leidenschaftlich und engagiert.

Jens Pepper: Wie sah die Zusammenarbeit mit den Menschen dort aus?

Roger Ballen: Ich habe im Asylum of the Birds house viele Freundschaften geschlossen. Soweit ich mich erinnere, gab es dort fast niemanden, der sich mir gegenüber ablehnend verhalten hätte. Ich habe mich bemüht, vielen Leuten dort behilflich zu sein, sei es, dass ich Lebensmittel gekauft, Arztrechnungen bezahlt oder Kleidung besorgt habe.

Jens Pepper: Nach so einer langen gemeinsamen Arbeit, gibt es da so etwas wie Freundschaft mit den Bewohnern des Asylums? Kümmerst du dich noch nach solch einem Projekt und bleibst in Verbindung?

Roger Ballen: Es ist immer schwer ein Projekt abzuschließen um sich dann anderen Interessen zu widmen. Bis heute halte ich Kontakt zu Menschen, mit denen ich vor über 30 Jahren während meiner Dorps– und Platteland– Projekte zusammengearbeitet habe. An manchen Tagen erhalte ich über 50 Nachrichten von Leuten, mit denen ich gearbeitet habe, die sich danach sehnen, mich wieder zu sehen.

Jens Pepper: Bekommen all diese Leute, mit denen du arbeitest, die abschließenden Ergebnisse zu Gesicht: die Bücher, die Fotos, vielleicht auch eine Ausstellung?

Roger Ballen: Normalerweise gebe ich den Leuten, die ich fotografiere, die Fotos, die ich mache. In der Regel sind sie sehr stolz auf diese Bilder und in vielen Fällen finden sie sie humorvoll. Meistens hängen sie die Fotos über ihre Betten.

Jens Pepper: In einem Dokumentarfilm, ich glaube, es war der über das Asylum of the Birds house, bittest du einen der Leute, etwas auf eine Wand zu zeichnen, eine Wand, die du im Bild haben wolltest. Das bedeutet, dass es dir recht ist, wenn die Leute, die du fotografierst, dir in der Erschaffung von Szenarien assistieren. Können sie Vorschläge machen, denen du dann folgst?

Roger Ballen: Die Leute, deren Zeichnungen manchmal in meinen Fotos landen, machen eher keine Vorschläge. Sie haben keinen oder kaum einen künstlerischen Hintergrund und arbeiten sehr spontan. Ich nehme nur sehr selten Einfluss auf ihre kreativen Handlungen.

Jens Pepper: Was bedeutet Zeichnung für dich? Welche Rolle spielt sie in deinem Werk?

Roger Ballen: Zeichnung ist ein Mittel, mit dem ich meine Persönlichkeit ausdrücken kann. Seit 2003 ist sie ein wesentlicher Bestandteil meiner fotografischen Bildsprache, und zwar so sehr, dass sie zu einem wiedererkennbaren Aspekt meiner Ästhetik geworden ist.

Jens Pepper: Warst du schon vorher an Zeichnung interessiert, also vor 2003?

Roger Ballen: 1973 habe ich Zeichen- und Malklassen in New York City besucht und für ungefähr sechs Monaten war ich wie besessen von davon. Das war das Fundament. Während der Achtziger und Neunziger habe ich begonnen, Menschen vor den Wänden in ihren Häusern zu fotografieren, auf denen sie Spuren oder Zeichnungen hinterlassen hatten. In der Outland-Serie kannst du einige dieser Bilder sehen. Dreißig Jahre später dann, in 2003, wurde die Zeichnung in meinen Bildern zu einer Leidenschaft.

Jens Pepper: Machst du nur Zeichnungen für die Inszenierungen, die du dann fotografierst, oder zeichnest du auch auf Fotografien selbst?

Roger Ballen: Alle Zeichnungen in den Fotografien wurden am Set selbst aufgenommen. Ich verwende weder Photoshop um Bilder zu erschaffen noch zeichne ich auf Abzügen.

Jens Pepper: Aber du verwendest Computer, um Bilder zu erschaffen, oder nicht? Ich beziehe mich auf Bilder, die ich vor ungefähr zwei Jahren im Vice Magazin gesehen habe. Soweit ich mich erinnere, hast du dort Körper gezeigt, die wie zusammengeschmolzen wirken.

Roger Ballen: Ich werde in diesem Jahr zusammen mit dem Künstler/Fotografen Asger Carlson ein Buch veröffentlichen, in welchem wir gegenseitig unsere Arbeiten mit Photoshop verändert haben. Das ist das erste und einzige Mal, dass ich Computermanipulation bei meinen Fotos angewendet habe.

Jens Pepper: Waren das Arbeiten aus dieser Kooperation, die ich im Vice Magazin gesehen habe?

Roger Ballen: Ja, das sind die Arbeiten, die du im Vice Magazin gesehen hast. Wir haben eine so positive Resonanz auf unsere Fotografien erhalten, dass wir beschlossen haben, ein Buch daraus zu machen.

Jens Pepper: Es ist ziemlich neu, dass du auch Installationen machst: intensive inszenierte Räume die wie eine Mixtur aus Horrorszenario und Märchenszene wirken. Was hat dich dazu bewogen, diese Räume zu kreieren?

Roger Ballen: Vor einigen Jahren habe ich mich entschlossen, Rauminstallationen für einige meiner Ausstellungen zu gestalten, um Museumsbesuchern eine physische Erfahrung zu ermöglichen, so wie sie sie an meinen Arbeitsorten erleben würden. Dieser Modus operandi hat sich als sehr erfolgreich erwiesen, um dem Publikum meine Ästhetik näherzubringen. Fast immer sind die Installationen mit Fundstücken aus der Umgebung des Ausstellungsorts eingerichtet, wodurch ich die Möglichkeit habe, mich kreativ mit dem Schauplatz, an dem ich ausstelle, auseinanderzusetzen.

Jens Pepper: Es gibt eine andere Installationskünstlerin, Bildhauerin und Fotografin in Südafrika, deren Werk ich mag: Jane Alexander. Sie unterrichtet in Kapstadt. Kennst du ihre Arbeit?

Roger Ballen: Ich kenne Jane Alexanders Arbeit seit vielen Jahren und finde sie provokativ und engagiert. Ich bin der ehrlichen Überzeugung, dass sie eine der wichtigsten Künstler in Südafrika ist.

Jens Pepper: Ich kann mir vorstellen, dass es sehr spannend wäre, eines Tages eine gemeinsame Ausstellung von dir und Wolfgang Petrick zu sehen, in der ihr beide Rauminstallationen macht, vielleicht sogar eure beiden Ästhetiken sowie eure Ansichten in Bezug auf die Lage der Menschheit in einer einzigen großen Arbeit zusammenbringt. Klingt das albern für dich?

Roger Ballen: Es würde mir gefallen, eines Tages mit Wolfgang Petrick an einer Installation zu arbeiten. Über die Jahre habe ich mit anderen Künstlern gearbeitet und die Ergebnisse waren immer interessant und transformativ. Man hat niemals eine Ahnung, wie das Endresultat aussehen wird.

Jens Pepper: Lebt deine Ratte mit dem Namen Pepper eigentlich noch?

Roger Ballen: Danke der Nachfrage. Pepper ist hochbetagt im Dezember verstorben. Seine Urenkel sind in meinem Büro eingezogen. Ihre Namen sind Tommy und Sampson.

Das Gespräch wurde Anfang 2016 via Email geführt. Übersetzung aus dem Englischen von Pepper.

Jens Pepper: In April you will exhibit together with the artist Wolfgang Petrick at the Carpentier Gallery in Berlin. I guess both the gallery and the artist were not really in your focus before Manfred Carpentier wrote to you last fall, asking if you would be interested in such a cooperation. Manfred Carpentier, who loves your photographic work as well as the art of Wolfgang Petrick, had recognized that the media of drawing and collage are quite important in both of your bodies of work. Therefore he imagined that a joint exhibition would be very exciting. What made you to agree to his proposal?

Roger Ballen: I initially had a positive impression towards Manfred as he expressed a strong understanding and passion towards my work. When he mentioned that he was interested in organizing a joint exhibition with Wolfgang Petrick, an artist who works in collage and drawing I was positive towards the idea, as my photographs have links to this media as well. Manfred then sent me books of Wolfgang Petrick’s works. I was immediately drawn to the link in content and form between us and subsequently decided to participate in the project.

Jens Pepper: Has there been a certain drawing, painting or sculpture of Wolfgang Petrick that attracted you in particular? Or has it been Petrick’s approach to create art in general that made you feel comfortable with saying yes to this cooperation?

Roger Ballen: One cannot separate the formal qualities of an artwork from its meaning. I was drawn to the materials and the integrations of these objects that Petrick has created in his sculptures and installations which in some cases was similar to what I have been using. (ie. manikins, bones, wires etc.) Likewise, In Petrick’s paintings and drawings I found imagery that had complementary content connotations to mine. Both Petrick and I produce, and are involved in installation making, drawing and painting. Nevertheless, there is something very different about a photograph as it challenges the viewer’s perception of reality. I think this will be a very interesting aspect of the exhibition to examine.

Jens Pepper: What photos did you select for this exhibition?

Roger Ballen: I selected a range of photographs from images that I took between 2000 and 2013. I used my intuition in choosing them, looking for images that contained parallel meanings to the work that Petrick will be showing.

Jens Pepper: Have there been exhibitions like this with you as a photographer and artists before, which focused on similarities in the exhibited works?

Roger Ballen: I have been in many shows over the years whereby the curators at their discretion chose a theme and then invited particular artists. This is the first exhibition in which I have worked with one particular artist who was not a photographer.

Jens Pepper: Is this a way of exhibiting your work something that you would like to experience more often?

Roger Ballen: Much depends on the artist, gallery, and how my work can be integrated with the other person. It is impossible to comment on whether I would like to involve cooperation with other artist without being specific. In principle the answer would be affirmative.

Jens Pepper: If you would have one wish: with which artist would you also like to make a joint exhibition?

Roger Ballen: I am very inspired by many unknown artists that produce work that might be characterized as Art Brut whether it be from New Guinea, Africa, or mental patients. I would be very keen to exhibit with particular artists from this domain.

Jens Pepper: The best known cooperation of yours is probably the one with the South African band Die Antwoord for which you created a wonderful film for their song I fink u freeky. Who had the idea to illustrate the song with a Ballen work?

Roger Ballen: Die Antwoord has commonly stated that Roger Ballen gave birth to Die Antwoord. From 2006 until 2012 when I fink u freeky was launched both they and I talked about how we might collaborate further, whether it be through producing clothing, books, album covers. In late 2011 they approached me and convinced me to direct and create installations for this particular video. I had never worked on such a project and had no expectations. Four years later the music video has had over 75 million hits on you Tube.

Jens Pepper: What impact did this collaboration have on your photographic work that followed on this video?

Roger Ballen: The aesthetic of I fink u freeky was linked to photographic imagery and therefore the video had very little impact on the trajectory of my work.

Jens Pepper: Oh, I didn’t mean so much the video itself but the music and stage performance and the thinking of the members of Die Antwoord. Did these aspects have any influence on you? You mentioned the intense pre video discussions with them.

Roger Ballen: As I previously mentioned, the most important influence of being involved with the creation of I fink u freeky was the fact that millions of people became familiar with my aesthetic. Following from this, I decided, whenever possible to make videos with my projects. Henceforth, the videos Asylum of the Birds, Roger Ballen’s Outland, and an upcoming animated video that will be released with my Apparitions book, that will be released by Thames and Hudson in the fall of 2016.

Jens Pepper: What will that be for an animated video?

Roger Ballen: The animated video will use image from my upcoming photography book on apparitions. I believe the images in this project are unlike any others in photography.

Jens Pepper: Could you explain why they are unlike any others in photography? That sounds very promising.

Roger Ballen: It is difficult to explain exactly why these images are different than anything I have seen in photography except that they possess unique formal and content qualities that were created in the mind of Roger Ballen. I am certain these photographs will assist the viewer in coming into contact with deep levels of their subconscious.

Jens Pepper: What would you like a viewer to discover in his subconscious? Does it necessarily have to be close to what you yourself had in mind when creating an image?

Roger Ballen: The subconscious has infinite meanings and is not clearly definable. I believe very strongly that until the majority of people on the planet come to terms with how they use repression to avoid their ‘deeper selves’ there will be no possibility of improving the human condition. If my photographs are definable in words then they are likely to be images that I reject. Before entering a location I try to have a silent mind and leave with a silent mind. In other words, I never think about how I will create an image. I believe that if a particular photograph of mine can be defined clearly then it is unlikely to have an impact on my mind or others.

Jens Pepper: So you let yourself float into a situation in which you like to create your images?

Roger Ballen: I definitely do not float into an image. My mind is focused and working on multiple levels. There are literally thousands of variables that I work with before I pick up my camera.

Jens Pepper: In your work, how much is there of planning ahead a day of photographing and how much is there of reacting spontaneously to a given situation?

Roger Ballen: I never plan an image; each photograph is put together piece by piece. If one of these pieces does not work, then there is no point in taking the picture. On one hand my photographs are very formal, on the other there is usually a decisive moment or punctum that occurs within the realm of the image. Some people refer to my images as organized chaos.

Jens Pepper: For your photos you work with people that many in your audience, including your collectors and exhibitors, would not like to meet personally. I imagine that these people make them afraid, or that they might be disgusted. Also the places where many of your photographs are taken are not necessarily those where art lovers would visit. Do you regret, that some of your audience would never enter your world, and would never like to meet its inhabitants? And that they might look at your photos as objects of curiosity without really being interested in the reality behind them?

Roger Ballen: There is a distinct difference between the reality of my photographs and the reality of the places that I work. My images are not documentary in a traditional sense, rather they should be seen as transformed reality. Nobody can take photographs like me; people visiting the locations I work in would not necessarily experience the same emotions in that place as they do towards my photographs. The last time I took visitors to one of my locations the people were robbed and the woman was nearly raped. Under no circumstances will I again take third parties with me to watch me photograph.

Jens Pepper: Do you sometimes experience violence against your person when photographing?

Roger Ballen: I have been in dangerous, unstable situations over the years. Fortunately, I have not been attacked or injured.

Jens Pepper: You worked for many years on your Project Asylum of the Birds, just to mention one of your many projects. How was your first encounter with this place and its inhabitants?

Roger Ballen: I met people that had stayed at the Asylum of the Birds house during the time I worked on the Shadow Chamber project. They took me to the Asylum of the Birds house and introduced me to the person who owned the building.

Pepper: Had it been clear for you at the beginning that the work on this project would become as intense as it became in the end?

Roger Ballen: It is difficult to know how a project will evolve over time as most of my projects last approximately five years. During this time one work evolves in many unknown ways. I do not think that the Asylum of the Birds project became more or less intense as it progressed. I was always passionate and committed.

Jens Pepper: How did the cooperation with the people there work?

Roger Ballen: I made many friends in the Asylum of the Birds house. There was almost nobody in this place that I can remember that was hostile towards me. I did my best to assist as many people as possible whether it manifested itself in buying food, paying doctor bills, or providing clothes.

Jens Pepper: After such a long time of work together, is there something like friendship with some of the inhabitants of the asylum? Do you care after finishing a project like this and stay in touch?

Roger Ballen: It is always difficult finishing a project and moving on to other areas of interest. To this day, I still keep in touch with people that I worked with over thirty years ago during my Dorps and Platteland projects. Some days I get over fifty messages per day from people that I have worked with – most yearn to see me again.

Jens Pepper: Do all people you work with in your project get to see the final results: the books, the photos, maybe even an exhibition?

Roger Ballen: I normally give the photographs I take to the people I photograph. They usually are very proud of these images and in many cases find them humorous. On most occasions, the photographs are hung over their beds.

Jens Pepper: In one documentary film you ask one of the people – I think it was in the Asylum of the Birds house – to make a drawing on a wall that you wanted to have as part of a photo. This means the people you are photographing are also welcomed to assist you in the creation of settings. Can they make suggestions which you then follow?

Roger Ballen: The people who sometimes make drawings that end up in my photos rarely make suggestions. They have little or no background in art and work quite spontaneously. I rarely interfere in their expressive process.

Jens Pepper: What does drawing mean to you? What role does it play in your work?

Roger Ballen: Drawing is a means by which to express my identity. Since 2003 drawing has become an integral part of my photographic imagery such that it has become an identifiable part of my aesthetic. Recently, I started to exhibit some of my drawings as well as my photographs. The drawings add another level of visual complexity to my imagery.

Jens Pepper: Were you interested in drawing before that time?

Roger Ballen: I attended painting and drawing classes in New York City in 1973. I was obsessed with this media for about six months. This laid the groundwork. During the eighties and nineties, I started to photograph people in their houses against walls that the inhabitants had left marks or drawings on. In the Outland series you can view some of these images. Thirty years later in 2003 drawing started to pervade my images with a passion.

Jens Pepper: Do you only do drawings on the settings for your photos or do you make drawings on photo prints as well?

Roger Ballen: All the drawing in the photographs were shot on the set itself. I do not use Photo shop to create my images nor do I draw on the prints.

Jens Pepper: But you use computers for creating images as well, don’t you? I refer to pictures I saw in Vice magazine about two years ago. As far as I remember there you showed bodies that looked melted together.

Roger Ballen: I will be publishing a book this year with the artist/photographer Asger Carlson in which we both used Photo shop to transform each other’s images. This is the first and only time that I have used computer manipulation on any of my photographs.

Jens Pepper: Is it works of this cooperation I saw in Vice magazine then?

Roger Ballen: Yes, these are the works you saw in Vice magazine. We received such a positive response to our photographs in this article that we decided to work on a book.

Jens Pepper: It is fairly new that you also do installations: intense staged rooms that look like a mixtures of horror surroundings and fairy tales. What made you do these rooms?

Roger Ballen: A couple of years ago, I decided to build installation rooms at some of my exhibitions in order to allow visitors to the various museums to obtain a physical experience of the spaces that I work in. This modus operandi has been very successful as a way of introducing my aesthetic to various audiences. The installations are nearly always furnished from found items near the venue which allows me to engage creatively with the locale that I am showing in.

Jens Pepper: There is another installation maker, sculptor and photographer in South Africa whose work I like: Jane Alexander. She is teaching in Cape Town. Do you know her work?

Roger Ballen: I have known Jane Alexander’s work for many years and found it to be provocative and engaging. I certainly believe she is one of the premier artists in South Africa.

Jens Pepper: I think it could be very exciting to see you and Wolfgang Petrick collaborate on a joint exhibition one day in which you both work on room installations, maybe even bringing together both aesthetics and viewpoints toward the human condition in one single huge work. Does this sound silly to you?

Roger Ballen: I would be very pleased to work on an installation with Wolfgang Petrick one day. Over the past few years, I have collaborated with other artists and the results have always been interesting and transformative. One never has an idea what the final result might be.

Jens Pepper: Is your rat with name Pepper still alive?

Roger Ballen: Thank you for asking. Pepper died of old age in December. His great grandchildren moved to my office. Their names are Tommy and Sampson.

This interview was done via email at the beginning of 2016.

Images – click to enlarge:

All photos: © Roger Ballen

Roger Ballen - Foto: Marguerite-Rossouw

Roger Ballen wurde 1950 in New York geboren. Seit über 30 Jahren lebt er in Südafrika.
www.rogerballen.com

Informationen zur Ausstellung in der Galerie Carpentier

Roger Ballen – Foto: Marguerite-Rossouw